Lange nach Ende des Schultages auf dem Schulhof. Ein paar Kids aus der 4. Oberstufe sitzen da und rauchen. Ich verabschiede mich mit den Worten:
"Schöner Abend und viel Spass beim Lunge kaputt machen"
Darauf die Schüler: "Nur weil wir Ausländer sind"
"Ja klar, nur weil ihr Ausländer seid"
"Sie ich bin Schweizer!"
Und dann endgültig der Fehler: "Papierlischweizer?"
Der Junge schaut mich an und findet beleidigt: "Nein ich bin echter Schweizer"
Ich bemerke den Fehler, weiss aber nichts mehr zu sagen und wende mich verlegen ab. Er ruft hinterher: "Sie das war nicht lustig".
Die Episode gibt mr aus vielen Gründen zu denken: Erstens wird mir hier wieder einmal bewusst, wie wenig schlagfertig ich mit den älteren Schülern umgehen kann und wie unzufrieden ich damit bin.
Zweitens muss ich mir nun überlegen, wie ich mich entschuldige und die Situation kläre - ich hoffe auf ein Gespräch. Hierbei möchte ich mich vor allem entschuldigen, aber wenn es irgendwie möglich erscheint auch ein Gespräch aufbauen, bei dem ich mehr über meine Wirkung auf den Schüler erfahre, er aber auch versteht, dass der implizierte Vorwurf ich habe Vorurteile gegen Ausländer mich provoziert hat und ich versucht habe dieser Provokation mit Ironie zu begegnen, die unglücklich gewählt und daher missverständlich war.
Tatsächlich ist es in der Entwicklungspsychologie ein Thema inwieweit Jugendliche Ironie verstehen und damit auch umgehen können.
Die Theorie des Kognitivismus von Piaget beschreibt entwicklungsabhängige Abfolgen von sogenannten Denkoperationen, die er auch empirisch nachweisen konnte. Vor dem Alter von ca. 10 Jahren können Kinder beispielsweise nur konkret-operatorische Denkleistungen vollbringen, das heisst, sie brauchen ein ganz konkretes Beispiel, das sie sich vorstellen können. Ältere Kinder können auch formal-operatorische Denkleistungen einstzen, das bedeutet, sie können losgelöst von konkreten Vorstellungen aus ihrer realen Lebenswelt logische Aufgaben lösen.
In Flammer/Alsaker wir leider nicht auf die Ironie hingewiesen, aber irgendwo ist das mal vorgekommen - vielleicht nur mündlich oder auch in einem Buch aus dem Fach Deutsch.
Für die allgemeine Lösung meines Problems ist es aber vor allem wichtig, dass ich mehr Selbstsicherheit im Umgang mit älteren Schülern entwickle.
Die Hinweise von Rüedi (2007:139-141) zeigen zumindest, dass meine Strategie auf Grundlagen steht: die Entschuldigung und das Gespräch unter vier Augen werden hier als entspannende Möglichkeiten genannt. Rüedi erwähnt auch, wie wichtig die Lehrer-Schüler-Beziehung für die Disziplin im Unterricht ist.
Mal sehen was drin liegt.
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