Der Lehrplan 21 war bereits zu Beginn meines Studiums unter Dozenten ein grosses Thema - wir Studierende verstanden nur Bahnhof, hatten wir uns doch noch nicht mal richtig in den jetzigen Lehrplan und seine Bedeutung für unsere zukünftige Tätigkeit vertieft.
Seit einer knappen Woche ist er nun raus, der Lehrplan, der dereinst als Grundlage für die ganze Deutschschweiz gelten soll. Ob und wie dies geschieht soll nun von Kantonen - will heissen der Politik - diskutiert werden. Da die polarisierenden Parteien sich momentan stark auf die Bildung eingeschossen haben (das lässt sich anhand der der vielen Medienbeiträge seit meinem Studienbeginn gut nachverfolgen), erwarte ich einen eher langen Prozess mit vielen enttäuschenden Kompromissen.
Mir gefällt nämlich das, was ich da vorgefunden habe. Was wohl vor allem daran liegt, dass ich die verschiedenen didaktisch Forderungen, die wir an der PH eingetrichtert bekamen, hier wiederfinde. Kompetenzorientierung lautet das Schlagwort. Faktenwissen rückt in den Hintergrund und Anwenden-Können in den Vordergrund.
Daran stösst aber das System an, denn hier werden klare Lernziele gefordert, die überprüfbar und damit bewertbar sind. So lautet zumindest die Grundaussage der kritischen Stimmen in der Aargauer Zeitung. Weiterer Kritikpunkt ist die Frage, ob der Lehrplan nun überladen ist oder zu wenig hoch greift. So stellt sich der Präsident des alv in der Neuen Zürcher Zeitung die Frage, was denn mit jenen Lernenden geschehe, die die im Lehrplan markierten Mindestanforderungen nicht erreichen. Diese Frage halte ich für sehr berechtigt - es wäre eigentlich schön, wenn der Lehrplan so gestaltet wäre, dass man die Lehrpersonen verpflichten kann die Mindestanforderungen mit allen und wirklich allen Schülern zu erreichen; nur handelt es sich hier um einen Graubereich, sobald wir über Kinder mit einer Lernschwäche oder Behinderungen sprechen
Für mich erscheinen aber vor allem die kompetenzorientierten Lernziele im Fach Deutsch als Segen. Endlich spricht ein Lehrplan klar aus, was die Gesellschaft von einem Schüler am Ende der Oberstufe für Fähigkeiten verlangt: Fehlerfreies Schreiben von komplexen Texten gehört beispielsweise nicht mehr dazu, genau so wenig wie hochentwickelte linguistische Terminologie in der Grammatik. Die neuen Minimalanforderunen sind meines Erachtens auch mit Realschülern erreichbar und nicht nur das, endlich erklärt der Lehrplan auch, wie die Deutschkompetenz über die gesamte Schulzeit aufgebaut wird. So liegt es nicht mehr an mir mithilfe von Experimenten in die Nähe von utopisch anmutenden Lernergebnissen zu rücken - oder eben nicht.
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